Wie war's in Prag

von unserer Mitarbeiterin Uli Greeb

Fragen (und zwar viele) beschäftigten alle TeilnehmerInnen unserer Studienreise nach Prag. Abgesehen von so banalen Fragen wie „Wann kommen wir denn an?“ „Wie lang fahren wir noch?“ oder „Können wir noch drei Bier haben?“, bewegte die Frage „Wo ist das Hotel?“ vor allem den Busfahrer und führte auf der Hinfahrt zu unermüdlicher kreisförmiger Benutzung der Autobahnauffahrten und -abfahrten in und um Prag. Während die Lösung dieses Problems relativ kurzfristig erfolgte, beanspruchte die Suche nach einem Schüler einen ungleich größeren Zeitraum, innerhalb dessen die Beantwortung der Frage „Wo ist Carsten?“ vor allem für die Lehrer zunehmend - und zwar in direkter Relation zur Dauer der Abwesenheit - an Bedeutung gewann. Auch die morgendliche Standardfrage unserer Reiseführerin Vera: „Leben noch alle?“ wirkte in diesem Zusammenhang nicht unbedingt beruhigend.

Dafür ließen jedoch ihre erschöpfend ausführlichen Vorträge zu jedem(!) Gebäude in Prag, stehts eingeleitet mit der Formulierung: „Bitte sehr, meine lieben jungen Gäste, hier sehen sie ...“ keine Fragen offen und manch einer war dankbar für die kurzen ´hygienischen´Pausen, die sie der Gruppe ab und zu gönnte, wenn die Rufe „Wo ist denn hier ein Klo?“ immer drängender wurden. Relativ erfolglos dagegen war der Versuch eines Schülers, sich mit den Worten: „Habt Ihr auch alle einen Clubausweis?“ an den Warteschlangen vor dem Hradschin vorbeizumogeln. Auch viele der Orientierung dienende Fragen wurden gestellt, z.B. „Wo ist die Karlsbrücke?“ oder (schwieriger) „Wie kommt man vom Rathaus zum Wenzelsplatz?“, deren scheinbar so leichte Beantwortung nach 30 Minuten und Rückkehr zum Ausgangspunkt mit Hilfe des Stadtplans erneut in Angriff genommen werden mußte.
Der Weg zum Frühstücksraum war für einige Schüler des Morgens auch schwer und oft erst verspätet zu finden, während dagegen der Markt mit preiswerten Chiemsee-T- Shirts (ausgesprochen gute Fälschungen, sehr empfehlenswert!) sowie der Laser-Dome mit geradezu traumwandlerischer Zielsicherheit gefunden wurde - und zwar täglich. Apropos Laser-Dome. Bevorzugter Aufenthaltsort der Schüler. Zentrale Frage dort: „Wer hat wen wann und wie oft abgeschossen?“ So manche christliche Grundeinstellung wurde hier im Eifer des Gefechts verdrängt, kleinere Verletzungen fast klaglos weggesteckt. Dagegen zog es nur wenige des Abends nach draußen auf die Plätze und Brükken, wobei die angesichts der eindrucksvollen Illumination der Gebäude häufig formulierte Aufforderung: „Warum machst Du kein Foto?“ immer wieder mit der Entgegnung: „Dafür braucht man ein Stativ!“ abgelehnt werden mußte, was wiederum in der permanent vorgetragenen vorwurfsvollen Anklage: „Warum hast Du kein Stativ dabei?!“ gipfelte. Am Morgen der Rückreise waren nicht nur alle Schüler zum erstenmal pünktlich, sie überraschten die Lehrer darüber hinaus um 6 Uhr mit einem etwas heiseren, aber durchaus wohlklingenden Morgenständchen (Morning has broken), wofür sich die Lehrer im Bus mit schrillem Weckgegacker zu jeder Haltepause revanchierten. Nachdem die Fahrt bis ca. 15 km vor der Grenze reibunglos verlaufen war (dem aufmerksamen Beobachter hätte allerdings auffallen sollen, daß uns schon lange keine Autos mehr entgegenkamen), dann aber die Straße aus uns unerklärlichen Gründen gesperrt war, stand die Frage im Bus: „Wo ist der nächste Grenzübergang?“ Der Lösung dieses letzten Problems standen zwar einige Hemmnisse entgegen („Auf dieser Karte sind keine Straßen!“), die aber auch glücklich überwunden wurden. Eine Frage blieb jedoch offen: „Wann fahren wir wieder?“


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